Nach Jahren des sehnsüchtigen Wartens ist es heute endlich so weit und das Knastdrama Rainbow erobert die deutschen Blu-ray-Regale! Wir haben uns das erste Volume zur Brust genommen und verraten euch, ob die Ankunft von Mario und co hierzulande geglückt ist!
Mario, Kohlkopf, Schildkröte, Soldat, Aufgeflogen, Joe und Bruder – die sieben Einwohner der Zelle sechs in Block zwei der Shounan-Erziehungsanstalt gelten seit Langem als tragische Helden einer der heißesten Anime-Geheimtipps, die sich zwischen den großen Hypetiteln im Otaku-Kosmos verbergen.
Nun hat Universum Anime die langjährigen Fanwünsche erhört und bringt den Klassiker aus dem Death Note-Studio Madhouse nach Deutschland – und das erstmals auf Blu-ray. Grund genug, zurück in jenen Sommer zehn Jahre nach dem Ende des Zweiten Weltkriegs zu reisen und sich erneut auf die Spuren der vier Jugendlichen zu begeben, die einfach nicht aufgeben wollten …
![]() | Titel: Rainbow – die Sieben von Zelle Sechs Art: Serie Episoden: 26 Genre: Drama, Thriller, Action Studio: Madhouse (Death Note, One-Punch Man) Regisseur: Hiroshi Koujina (Kiba, Grenadier) Vorlage: Manga von George Abe (Story) und Masasumi Kakizaki (Zeichnungen) © VAP |
Der Anime

Darum geht es in Rainbow
Wir befinden uns im Japan der 50er-Jahre: Gut ein Jahrzehnt nach den Angriffen auf Hiroshima und Nagasaki und dem damit verbundenen Ende des Zweiten Weltkriegs ist der Inselstaat von Armut, Perspektivlosigkeit und Kriegsschäden zerrüttet.

In dieser Zeit werden sechs jugendliche Straftäter in eine Erziehungsanstalt eingeliefert, die sich noch als die Hölle auf Erden erweisen soll. Tag für Tag sehen sich die Jungs hilflos dem grausamen Regime eines pädophilen Arztes und eines sadistischen Wärters ausgeliefert.
Doch ein kleiner Hoffnungsschimmer scheint durch den grauen Knastalltag, denn ihr Zellenkollege Rokurouta, auch »Bruder« genannt, bringt den Frischlingen schnell bei, wie der Hase im Gefängnis läuft und erleichtert ihnen das Leben zwischen Gitterstäben und Knüppelhieben …
So beginnt die gemeinsame Zeit der Sieben aus Zelle Sechs.
Kann der Anime in den ersten sechs Folgen überzeugen?
Sein Fundament auf einem historischen Hintergrund bauend, serviert Rainbow ein in jeder Hinsicht durchpoliertes und selten kompromissloses Charakterdrama. Dabei stellt sich der Anime einer gar nicht mal so leichten Aufgabe: Denn sieben Hauptcharakteren gleichzeitig zu folgen, ohne einen von ihnen nach seinem großen Auftritt völlig in den Abgrund der Irrelevanz abrutschen zu lassen, ist keine allzu leichte Aufgabe.

Trotzdem schafft es der Anime, jedem seiner vielschichtigen Charaktere ein glaubwürdige Backstory zu verleihen und sie sinnvoll in den Storyverlauf einzuarbeiten. Im Mittelpunkt der Geschehnisse steht dabei vor allem das Thema der Freundschaft und des Zusammenhalts – da sich die Zelleninsassen völlig wehrlos den Grausamkeiten von Aufseher Ishihara ausgesetzt sehen, bleibt ihnen gar keine andere Wahl, als zusammenzustehen und sich aufeinander zu verlassen. Durch die Schwere des Settings ist die Botschaft dabei deutlicher als beispielsweise in Fighting-Shounen mit einer ähnlichen Moral.
Trotz der über die ersten sechs Folgen durchgehend spannenden Geschichte ist Rainbow jedoch nicht für jedermann geeignet – denn der entwürdigende Alltag in der Shounan-Erziehungsanstalt wird in erbarmungslosen, brutalen und verstörenden Bildern ohne Kompromisse auf den Bildschirm gebannt. Zarte Gemüter sollten sich den Ausflug in das Japan der 50er-Jahre also lieber zweimal überlegen.

Wer sich nicht abschrecken lässt, den erwartet in einer emotionalen, niederschmetternden, aber zuweilen auch hoffnungsvollen Achterbahnfahrt mit einem erfrischenden und ungewohnten Setting einer der besten Drama-Anime aller Zeiten.
Die deutsche Synchronisation

Für die deutsche Vertonung des Klassikers war erneut das Universum-Stammstudio EuroSync verantwortlich, das bereits für die hiesige Versionen von Titeln wie Made in Abyss, Angel Beats! oder Puella Magi Madoka Magica mit brillanter Arbeit verantwortlich zeichnete.
Die unter Dialogregisseur Stefan Wellner entstandene Rainbow-Synchro steht ihrem japanischen Original dabei in absolut nichts nach: Sämtliche Rollen wurden passend mit hochkarätigen Sprechern wie Hannes Maurer oder David Turba besetzt, die sich schauspielerisch voll und ganz ins Zeug legen und dabei sogar noch mal etwas markanter klingen als ihre japanischen Vorbilder.
Auch die in Anime-Synchros häufig etwas problematische Mische fällt in der Vertonung zu Rainbow in keiner Weise negativ auf: Der Dub fügt sich ohne Reibereien in das originale Soundbild ein und nimmt sich in Sachen Qualität absolut nichts mit der japanischen Synchro.
Insgesamt kann der Rainbow-Dub also voll und ganz überzeugen und es ist durchaus möglich, dass wir hier eine der besten Anime-Vertonungen der letzten Jahre vor uns haben.
Rokurouta Sakuragi (Bruder) | Fabian Oscar Wien (Saitama in One-Punch Man, Motohama in High School DxD) |
Mario Minakami (Mario) | David Turba (Edward in Fullmetal Alchemist, Araragi in Bakemonogatari) |
Ryuuji Nomoto (Aufgeflogen) | Tommy Morgenstern (Son Goku in Dragon Ball Z, Shell in Mardock Scramble) |
Noboru Maeda (Schildkröte) | Hannes Maurer (Shinji in Neon Genesis Evangelion, Nate in Death Note) |
Jou Yokosuka (Joe) | Dirk Petrick (Nishiki in Tokyo Ghoul, Touji in Terror in Tokio) |
Tadayoshi Tooyama (Soldat) | Sebastian Schulz (Romani in Fate/Grand Order – First Order, Jiruo in Made in Abyss) |
Manasaku Matsuura (Kohlkopf) | Jesco Wirthgen (Kouta in Elfen Lied, TK in Angel Beats!) |
Dr. Sasaki | Axel Lutter (Opa in Kokkoku: Moment für Moment, Hirama in Parasyte) |
Ishihara | Oliver Siebeck (Vegeta in Dragon Ball Z, Bondrewd in Made in Abyss) |
Verpackung & Extras

Da uns Universum Anime für das Review lediglich die Disc ohne Umverpackung oder physische Extras zur Verfügung gestellt hat, können wir uns dahingehend kein Urteil erlauben. Die Serie erscheint in Form von insgesamt vier Amarays mit umliegender O-Card, wobei dem ersten Volume ein Booklet beiliegt.
Auf den Discs selbst befindet sich neben einer Trailersammlung zu weiteren Universum-Titeln noch das textfreie Opening und Ending als eine runde Ergänzung!
Bild & Ton

Was das Bild angeht, war Rainbow schon immer ein ziemliches Sorgenkind: Denn um die bedrückende Atmosphäre in den Wirren der Nachkriegszeit angemessen darzustellen, entschieden sich die Verantwortlichen, ein durchgehend rauschendes Filmkorn (sogenanntes Grain) über das Bild zu legen, um ihm einen »dreckigeren« Look zu verpassen.
Durch diese permanente Bewegung im Bild ist die Kompression aber schnell überfordert und kann den Anime bei zu niedrigen Datenraten schnell einmal völlig zermatschen – Universum ist es aber dennoch gelungen, mit einer durchgehenden Bitrate von 35 – 40 mbps die Bildqualität dauerhaft kristallklar zu halten.

Alles im Anime ist gestochen scharf, die Farben wirken natürlich und das Bildrauschen geht zu keiner Zeit in die Knie – bedenkt man die Tatsache, dass Rainbow selbst in seinem Ursprungsland trotz der damaligen Ausstrahlung im japanischen HDTV lediglich eine Veröffentlichung auf DVD spendiert wurde, ist die deutsche Blu-ray vielleicht der bisher qualitativ hochwertigste Release der Serie.
Der Ton macht dabei ebenfalls einen sehr sauberen Eindruck und liefert zu jedem Zeitpunkt ein volles Klangspektrum. Dabei nehmen sich die deutsche und die japanische Synchro in der Mischqualität nicht viel und erschallen beide blitzsauber aus den Boxen.
Die Untertitel

Die Subs kommen im typischen Stil der Universum-Releases mit weißer Schrift und ausreichend dickem, schwarzen Rand daher. Das Timing der Untertitel gestaltet sich die meiste Zeit über solide und bietet genug Zeit, den Text zu erfassen, allerdings wurde auch bei Rainbow nach Industriestandard nicht »gelinkt«, also zwei direkt aufeinander gesprochene Zeilen zusammengelegt, was den Untertitel unschön herumblinken lässt.

Ein weiteres Manko ist dass die Übersetzung von Schriften im Bild den normalen Dialog häufiger einmal »verdrängt«, wodurch dieser nur noch in sehr kurzer und kaum lesbarer Zeit angezeigt wird.

Sprachlich sind die Untertitel auf absolutem Topniveau – kein Satz klingt hölzern oder steif und der Sprachstil ist mit coolen Sprüchen und saloppen Formulierungen passend an das »ruppige« Setting des Anime angepasst. Auch Rechtschreibfehler wurden mit wachem Auge ausgemerzt, sodass die Subs insgesamt eine durchaus passable Alternative zur Synchronisation darstellen.
Fazit – Rainbow, wie ihr es noch nie zuvor gesehen habt!

Mit der deutschen Veröffentlichung bricht Rainbow endlich aus dem Fluch halbgarer TV-Mitschnitte und der japanischen DVD-Version aus und präsentiert sich neun Jahre nach Erscheinen erstmals in astreiner Bildqualität. Eine besondere Errungenschaft im Universum-Portfolio, gerade unter den gesetzten Gegebenheiten.
Gleichzeitig kann aber auch die deutsche Synchronisation aus einem Best-of der deutschen Anime-Synchronsprecher voll und ganz überzeugen. Einziger Wehrmutstropfen ist die relativ unspektakuläre Verpackung als Amaray, hier hätte man sich eventuell an den hohen, von Releases wie Made in Abyss oder Inuyashiki gesetzten Standards orientieren sollen.
Ansonsten ist der deutsche Release ein absoluter Pflichtkauf für Rainbow-Fans und die wahrscheinlich liebevollste Behandlung, die der Anime bis dato weltweit erfahren hat.
Wir bedanken uns herzlich bei Universum Anime für die Bereitstellung eines Rezensionsexemplars!
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Zeitloser Klassiker oder überbewerteter Mittelmaß – was ist eure Meinung zu Rainbow? Habt ihr vor, euch die deutsche Veröffentlichung zuzulegen?
Schreibt es uns in die Kommentare!
Jetzt doch ein Sammel Schuber?
Nein, da hat sich bei uns der Fehlerteufel eingeschlichen – Rainbow erscheint leider gänzlich ohne Sammelschuber. Den Beitrag haben wir entsprechend korrigiert! 🙂
Ich hatte ja diesbezüglich direkt an Universum Anime eine Email geschrieben, wegen dem fehlenden Sammel Schuber für den Anime, daher hätte mich das schon gewundert, wenn jetzt auf einmal doch einer kommt, was schade ist… 🙁